Studien, Skizzen, Gemälde und Porzellanarbeiten – Stadt übernimmt Nachlass der Lippstädter Künstlerin Marie Steinbecker

Studien, Skizzen, Gemälde und Porzellanarbeiten – Stadt übernimmt Nachlass der Lippstädter Künstlerin Marie Steinbecker

7. März 2019 Aus Von Wolfgang Streblow

Studien und Skizzen aus der Ausbildungszeit, Aktzeichnungen, Gemälde, textile Arbeiten und Porzellanarbeiten – geschätzte 450 Arbeiten der Lippstädter Künstlerin Marie Steinbecker hat die Stadt Lippstadt jetzt für den Bestand des Lippstädter Stadtmuseums aus Privatbesitz übernehmen können.

„Das ist ein absoluter Glücksfall“ freute sich Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck bei der Präsentation des Nachlasses, der von Monika Miron stammt. Die Lippstädterin ist eine Nachfahrin Marie Steinbeckers, die eine Großtante ihrer Großmutter war und bis zu ihrem Tod im Jahr 1968 im Haus an der Cappelstraße 35a gewohnt hatte. „Ich habe sie als Kind noch erlebt und immer wenn ich sie gesehen habe, hat sie gezeichnet oder gemalt“, erinnert sich Monika Miron an Marie Steinbecker. Gleichwohl sei das außerordentliche Interesse an der Malerei nicht auf sie übergegangen. Nach dem Tod ihrer Eltern habe sie daher überlegt, was mit dem umfangreichen Nachlass Marie Steinbeckers, der mit dem Haus auf sie übergegangen war, geschehen könne.

Mit David Hessels, Sachverständiger für Kunst- und Antiquitäten und Nachlassberater aus Soest, näherte sich Monika Miron den verschiedenen Möglichkeiten. „Ich freue mich immer, wenn solch ein Nachlass einer bekannten Persönlichkeit zusammenbleibt und im Idealfall der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden kann“, so David Hessels. In Absprache mit Monika Miron, die der Stadt den Nachlass gern erhalten wollte, habe er daher den Kontakt mit der Stadt Lippstadt und Museumsleiterin Christine Schönebeck aufgenommen, wo er schnell auf großes Interesse stieß. Dabei sollte sich im Verlaufe des Kontaktes das Haus Cappelstraße 35a als kleine „Wundertüte“ herausstellen. „Wir haben immer wieder neue Sachen gefunden“, berichtet Monika Miron, dass unter anderem hinter Schränken und Kommoden noch weitere Mappen oder zusammengerollte Blätter lagerten.

Und so ist es auch Christine Schönebeck und Andreas Moersener als städtischem Kunstexperten aktuell noch nicht möglich, genauere Angaben zu Anzahl und genauem Inhalt der Arbeiten zu machen. „Es wird sicherlich drei Jahre in Anspruch nehmen, um den Nachlass zu sichten und zu erfassen“, schätzt die Museumsleiterin, die sich aber auch sicher ist, dass am Ende „etwas Großes“ dabei herauskommen wird. Denn eines scheint schon jetzt beim groben Blick über den Nachlass klar zu sein: Der Inhalt deckt die gesamte Bandbreite und Schaffenszeit der Lippstädter Künstlerin ab, die entgegen dem Zeitgeist zu Beginn des 20. Jahrhunderts an ihrem Ziel festhielt, sich künstlerisch ausbilden zu lassen und dafür Kunstschulen und Akademien in Kassel, Berlin und München besuchte und im Jahr 1908 eine Studienreise nach Torbole am Gardasee unternahm, um sich in der Malschule von Hans Lietzmann insbesondere die Aktmalerei zu lernen. Ende der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts erwarb Steinbecker durch ein Studium an der Kunstgewerbeschule Bielefeld den Titel der Kunststickmeisterin. Der dazugehörige Meisterbrief befindet sich ebenfalls im Nachlass.

„Durch den Nachlass haben bekommen wir nicht nur einen Bezug zur Geschichte Marie Steinbeckers als Person und als Künstlerin, sondern auch zur Zeitgeschichte und zur Stadtgeschichte“, freut sich Wolfgang Streblow, Fachdienstleiter Kultur und Weiterbildung bei der Stadt Lippstadt. Herauszufinden, was sich in den zahlreichen Mappen, Kladden und Schulheften verbirgt und welche Erkenntnisse und Zusammenhänge sich daraus ergeben, wird die Aufgabe der kommenden Monate sein. Eine Arbeit, auf die sich die Beteiligten aber schon sehr freuen.