Kleine Kulturgeschichte der Stadt Lippstadt

An der Kreuzung mehrerer alter Handelswege wurde die Stadt Lippstadt um 1200 von Edelherr Bernhard II. zur Lippe gegründet. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Sitz der Adelsfamilie hatte bereits spätestens um 1150 eine Kaufleutesiedlung mit Markt um die Nikolaikirche bestanden. Der Handel bescherte der neuen Stadt im 13. Jahrhundert ein rasches Wachstum und nicht zuletzt über die Zugehörigkeit zur Hanse weitreichende Beziehungen bis in das Baltikum von denen sicher auch überregionale kulturelle Impulse die Stadt erreichten.

In der Reformationszeit war Lippstadt ein wichtiger Standort für das Druckwesen.

Nach Schleifung der Festung ab 1763 konnte die Stadt wachsen, was in bedeutenderem Ausmaß mit Infrastrukturmaßnahmen wie dem Anschluss an die Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts sichtbar wurde. Nun begann die Ansiedlung größerer Industrieunternehmen, die zahlreiche neue Einwohner nach Lippstadt brachten und nach und nach den Charakter der vorwiegend ackerbürgerlich geprägten Stadt zum heutigen Mittelzentrum und Hochschulstandort entwickelten.

Überliefert sind Berichte aus dem 18. Jahrhundert vom Beruf und Amtsträger des vereidigten „Stadtmusikus“, der im Auftrag der Stadt zu feierlichen Anlässen aufspielte.

Schon seit dem 19. Jahrhundert haben Vereine für Musik und Theater, Bildende Kunst, Geschichte und Heimatkunde, Literatur sowie Fotografie und Film in der Stadt Konzerte und Schauspielaufführungen, Ausstellungen, Vorträge und Lesungen oder Foto- und Filmabende für die interessierte Öffentlichkeit organisiert. Da Lippstadt lange kein eigenes Theatergebäude besaß, fanden solche Veranstaltungen in größeren Sälen wie z. B. dem Kolpingsaal oder dem Alsensaal (in der Gaststätte Sommerkamp-Alsen) sowie in Kirchen beider Konfessionen statt. Bis heute prägen Privatpersonen, Gruppen und Vereine gemeinsam mit städtischen Einrichtungen das kulturelle Leben Lippstadts, das sich in einer Vielzahl von Kultur-Räumen abspielt. Die Kultur und Werbung Lippstadt GmbH ist die zentrale Anlaufstelle für das Kulturprogramm der Stadt, Schnittstelle zwischen Kultur und Handel, Veranstalter der großen Stadtfeste und Organisator des Theaterbetriebes im Stadttheater. Zahlreiche traditionelle Großveranstaltungen wie die „Herbstwoche“ oder das „Kneipenfestival“ aber auch besondere Ereignisse wie „Ab in die Mitte“, „Parkzauber“ oder die Ausrichtung des 27. Internationalen Hansetages gaben und geben Impulse für die Weiterentwicklung des Kulturraumes.

1973 wurde das Stadttheater, zunächst als Schulaula und bis heute ohne eigenes Ensemble, eröffnet. Auch andere städtische Einrichtungen erhielten in den vergangenen Jahrzehnten eigene Häuser, darunter die Galerie im Rathaus, Archiv, Musikschule, VHS und Bücherei, die auch von anderen Dienststellen der Stadt, beispielsweise der Gleichstellungsstelle, genutzt werden. Seit 2007 steht, in Kooperation zwischen Stadt, evangelischer Kirche und Sponsoren die Jakobikirche aus dem 13. Jh., als multifunktionaler Veranstaltungs- und Kirchenraum zur Verfügung. Weitere Räume für die Bildende Kunst erhielt der Kunstverein e.V. mit Malschule und der Verein „Kunst im Turm e.V.“. Diese Einrichtungen werden ergänzt durch eine Vielzahl kleinerer privater Galerien sowie durch Künstlerateliers und Kulturangebote der INI. Das ehrenamtlich betriebene Schützenmuseum war in verschiedenen Häusern untergebracht und befindet sich seit 2012 im Lippstädter Süden.

Der öffentliche Raum im Stadtgebiet und den Ortsteilen (hier im Besonderen Bad Waldliesborn) ist ein Kulturraum auch für die Bildende Kunst, gestaltet beispielsweise durch Skulpturen. Vor allem auch die 2003 eröffnete und bisher 12 Exponate umfassende „Lichtpromenade“, die im Rahmen des Lichtkunst-Projekts „Hellweg – ein Lichtweg“ entstand, entwickelt sich zu einem überregional wahrgenommenen Kunstraum. Die Stadt Lippstadt verfügt über ca. 400 Baudenkmäler aus der Zeit der Stadtgründung bis heute. Hierzu zählen unter anderem Bodendenkmale (Burgruine Lipperode, Reste der Stadtbefestigung in der alten Kernstadt) sowie bewegliche Denkmale und Ausstattungsstücke wie zum Beispiel die bemalte Bohlendecke in der Thomas Valentin Stadtbücherei aber natürlich auch Gebäude aus allen Epochen.

Auf musikalischem Gebiet engagiert sich der traditionsreiche Städt. Musikverein e.V. besonders für das klassische Konzertprogramm. Eine Vielzahl weiterer Vereine auch besonders in den Ortsteilen, darunter Chor- und Orchestervereinigungen und Blasorchester sind mit reger Proben- und Konzerttätigkeit sind wichtige Bausteine in den Ortsteilen und im Kurbetrieb. Die Kirchen aller Konfessionen tragen mit Konzerten und Ausstellungen zum kulturellen Leben der Stadt bei. Alle allgemeinbildenden Schulen haben in den Schulalltag integrierte Kulturangebote. Eine Vielzahl von Kooperationsprojekten zwischen öffentlichen und privaten Institutionen und den Allgemeinbildenden Schulen, beispielshaft seien Orchesterklassen, „JEKI“ und das Kooperationsprojekt „Kulturstrolche“ benannt, sind Bausteine vernetzter kultureller Bildung. Das Jugend- und Familienbüro entwickelt Kulturangebote beispielsweise im Ferienprogramm.

Auch im Bereich Literatur und Schauspiel sind viele Vereine aktiv, beispielhaft seien der Kulturring, der Kunst- und Vortragsring, die Thomas-Valentin-Gesellschaft, der Werner Bohrer-Kreis und weitere Laienspielgruppen benannt. Alle zwei Jahre findet das überregional bedeutende „Wortfestivals“ statt und abwechselnd werden dabei der „Thomas-Valentin-Literaturpreis“ und der „Synchronsprecherpreis“ vergeben. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich allein oder in Vereinen im Bereich Kultur und bieten Veranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Stadtspaziergänge oder das „Rathausplatzfestival“ an. Zu den Vereinigungen mit zum Teil langer Tradition kommen immer wieder Initiativen hinzu, beispielhaft seien „Radio Lippeland“ und aktuell das „KulturHospital“, die „Werkstatt“ auch als Sitz des Jazzclubs Lippstadt, der „I-Punkt“ und besonders auch das T8 im Stadtteil Dedinghausen. Eine Vielzahl Lippstädter Bürger, die aus anderen Ländern nach Lippstadt gekommen sind, pflegen ihre Traditionen, bereichern das kulturelle Leben der Stadt mit Musik und Tanzensembles, besonderen Kulturorten und präsentieren sich beispielsweise bei der „Begegnung der Kulturen“.

In Lippstadt und seinen Ortsteilen wohnen professionelle Musiker, Komponisten, Autoren, bildende Künstler und Schauspieler. Es gibt Tanz- und Ballettschulen. In der Stadt sind Kunst-, Musik-, und Instrumentenhandel sowie zahlreiche Architektur- und Designbüros ansässig. Garten- und Landschaftsbauer haben örtliche Betriebe. Kinos locken mit einem attraktiven Programm. Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Druckereien so wie Softwarehäuser und der Buchhandel sind ansässig. Mehrere Tonstudios stehen Lippstädter Komponisten und Arrangeuren zur Verfügung und produzieren vor Ort. Ein Kulturrat e.V. begleitet das kulturelle Leben, in Kulturforen und im Kreativnetzwerk  wird das kulturelle Angebot der Stadt diskutiert. Viele namhafte Künstler sind in Lippstadt geboren und wirken oder haben in Deutschland, Europa und der Welt erfolgreich gewirkt.

Alle Benannten tragen nachhaltig zur Lebensqualität und urbanen Atmosphäre unserer Hansestadt bei.