Bühne frei für ein berüchtigtes Stück Literatur, ein gerne vor den Kindern versteckter Band purer Pornografie, der es noch 1982 in die Liste der jugendgefährdenden Schriften schaffte. Fast nie aber hat man es als Sprachkunstwerk ernst genommen. „Josefine Mutzenbacher“ ist ein Sittenpanorama des Wiener fin de siècle von den armen Vorstädtern bis zur Aristokratie, hochgradig pädophil und zugleich kunstvoll-elaboriert in der Mischung seiner Sprachregister. Die Wiener Schauspielerin Angela Schneider wird es, begleitet von dem ukrainischen Akkordeonisten Ivan Bykov mit unglaublicher Virtuosität zum Leben erwecken. Und wer schon einmal in Wien war, wird gewiss ein kleines Déjà-vue erleben: Angela Schneider ist die Ansagestimme der „Wiener Linien“, deren Klang einen vom Flughafen über den Zentralfriedhof bis auf den Kahlenberg begleitet. Wienerischer geht es also nicht.