Auszeichnung zur Erinnerung an die Werke Thomas Valentins
Der Rat der Stadt Lippstadt hat zur Erinnerung an das literarische Wirken des viele Jahre in Lippstadt ansässigen und am 22. Dezember 1980 verstorbenen Schriftstellers Thomas Valentin den Thomas-Valentin-Literaturpreis gestiftet. Die Vergabe des mit 5.000,- Euro dotierten Preises erfolgt im vierjährigen Rhythmus im Wechsel mit dem Synchronsprecherpreis im Rahmen des Lippstädter Wortfestivals. Erstmalig wurde der Synchronsprecherpreis im Jahre 1993 an Markus Werner vergeben. Die Jury des Thomas-Valentin-Literaturpreises besteht jeweils aus drei fachkundigen heimischen Personen. Die Besetzung der Jury wird alle vier Jahre durch den Kulturausschuss beschlossen.
2021: Christoph Peters
„Eine „Mentalitätsgeschichte in Etappen" nannte der Rezensent der „Zeit" Christoph Peters „Dorfroman", die Geschichte eines Heimkehrers in die Provinz, der vor dreißig Jahren aus der heimatlichen Enge nach Berlin geflohen war und nun, zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, die Stationen seiner Biographie vorüberziehen lässt. Und alles mündet in die Fragen: soll er bleiben oder in die Großstadt zurückkehren? Wohin führt die Rebellion gegen das Vertraute? Auf der Suche nach Antworten entfaltet sich eine Geschichte vom Erwachsenwerden, in der sich auch die Geschichte unseres Landes spiegelt.”
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar am Niederrhein geboren und studierte nach dem Besuch des Bischöflichen Internatsgymnasiums "Collegium Augustinianum Gaesdonck" Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, 1993 als Meisterschüler. Von 1995 bis 1999 war Christoph Peters am Flughafen Frankfurt/Main als Fluggastkontrolleur beschäftigt. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. 1999 erschien sein erster Roman "Stadt Land Fluß".
2017: Max Blaeulich
„Die Jury verleiht den Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt dem österreichischen Schriftseller Max Blaeulich in Anerkennung seiner innovativen poetischen Formsprache und der Intensität seiner welthaltigen Prosa, die souverän das Tragische und das Groteske gegeneinander zu entgrenzen weiß. Blaeulich ist ein grandioser Sprachartist, der (wie er selbst es einmal von René Altmann gesagt hat) die Welt „von ihren Irrsinn, von ihren Schrecken her zu begreifen“ sucht. Mit verstörenden Geschichten und Bildern gelingt es ihm, die Wirklichkeit ins Licht einer anderen, einer irrealen Erfahrung zu stellen und im Kopf des Lesers einen Irrlauf zu erzeugen, der neues Sehen, Erkenntnis im besten Sinn, ermöglicht. Dabei ist Blauelich gleichermaßen Phantast, der die Realität überschreitet, wie genauer Historiker und Chronist, dessen ‚Gegenwärtigkeit sich in der Genauigkeit seines Blicks in die Abgründe des Lebens erweist.”
Max Blaeulich (eigentlich Christian Weinek) wurde 1952 in Aiglhof, Salzburg, geboren; er ist Autor, bildender Künstler, Herausgeber und Antiquar. Blaeulich hat neben Dramoletten wie Trauerkabinen (1998), Dolly (2000) und Der Zahn der Zeit (2001) unter anderem den Romane Die Knopffabrik (2002) und die umfangreiche „Menschenfresser-Trilogie“ Kilimandscharo zweimeteracht (2005), Gatterbauerzwei oder Europa überleben (2006) und Stackler oder die Maschinerie der Nacht (2008) veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm der Roman Unbarmherziges Glück (2014).
2013: Jenny Erpenbeck
„Die Stadt Lippstadt verleiht Jenny Erpenbeck den Thomas-Valentin-Literaturpreis 2013. Sie würdigt damit besonders den Roman „Aller Tage Abend“, der an fünf möglichen Biographien in distanziert-präziser und doch empathiegeladener Sprache dem Leser die historischen und kulturhistorischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts durchschaubar macht.“
Jenny Erpenbeck, geboren 1967, ist Regisseurin und vielfach preisgekrönte Schriftstellerin. Sie debütierte 1999 mit Geschichte vom Alten Kind. Zuletzt feierte sie mit Heimsuchung einen großen, auch internationalen Erfolg bei Publikum und Kritik.
2009: Karl-Heinz Ott
„Karl-Heinz Ott wird in diesem Jahr im Zusammenhang mit dem 9.Lippstädter Wortrfestival der Thomas-Valentin-Literaturpreis der Stadt Lippstadt verliehen. Die Jury begründet ihre Entscheidung mit der Bedeutung seiner Romane, die sich durch sprachlichen Nuancenreichtum, detailgenaue Beobachtung, psychologische Tiefenschau und atmosphärische Verdichtung von oft musikalischer Struktur auszeichnen.”
Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen an der Donau geboren und studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft. Anschließend arbeitete er als Dramaturg an den Theatern in Freiburg, Basel und Zürich. 1998 erschien sein Romandebüt Ins Offene, das mit dem Förderpreis des Hölderlin-Preises sowie dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet wurde. Für seinen zweiten Roman Endlich Stille, der 2005 bei Hoffmann und Campe erschien, erhielt er den Alemannischen Literaturpreis, den Candide-Preis sowie den Preis der LiteraTour Nord. Nach dem Sachbuch Heimatkunde.Baden (2007) erschien 2008 sein dritter Roman Ob wir wollen oder nicht. Karl-Heinz Ott lebt in Freiburg.